Bildung ist der Schlüssel

BNE als Programm

Auch mit dem Ende der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) 2014, bleibt BNE ein immens wichtiges Thema. Nachhaltige Bildung ist der Schlüssel zur Bewältigung der globalen Zukunftsaufgaben und deshalb wird BNE von der UNESCO als Weltaktionsprogramm (WAP) BNE fortgeführt.

Foto: Barbara Frommann
BNE berührt nahezu alle Aufgabenfelder von Engagement Global, doch einige Programme thematisieren BNE besonders umfassend und verankern das Thema fest in der Gesellschaft. Foto: Barbara Frommann

Education for Sustainable Development (ESD) ist ein Programm, das Engagement Global seit Herbst 2014 als Alumnivorhaben mit dem ESD Expert Net durchführt. Experten aus Indien, Mexiko, Südafrika und Deutschland arbeiten gemeinsam daran, Bildung für nachhaltige Entwicklung im Spannungsfeld von steigender sozialer Ungerechtigkeit, Klimawandel und ungleicher Verteilung von Konsumgütern voranzubringen.

Auf dem neunten internationalen Netzwerktreffen des ESD Expert Net im Dezember 2014 in Südafrika planten die Teilnehmenden zukünftige gemeinsame Aktivitäten im Rahmen des Weltaktionsprogramms BNE. Auf der nationalen Abschlusskonferenz der BNE-Dekade im September 2014 in Bonn wurde die Bedeutung des ESD-Programms mit seinem internationalen Expertennetzwerk für die globale Vernetzung und die Mitgestaltung des Weltaktionsprogramms hervorgehoben.

Den Orientierungsrahmen KMK/BMZ für den Lernbereich Globale Entwicklung zu aktualisieren, stand im Zentrum einer Fachtagung mit rund 100 Teilnehmenden in Bad Honnef im September 2014.

Der Orientierungsrahmen, ein gemeinsames Projekt der Kultusministerkonferenz (KMK) und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), hat einen festen Platz in der Lehrerfortbildung und ist Grundlage von Lehrplänen. Seit 2009 wurden 16 Projekte in neun Bundesländern unterstützt.

Entwicklungspolitische Bildungsarbeit vor Ort unterstützt Engagement Global mit sechs Außenstellen in Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Leipzig, Mainz und Stuttgart. So bietet beispielsweise das Globale Klassenzimmer im Stuttgarter Welthaus seit Oktober 2014 allen Menschen einen spannenden Lernort, die sich für Eine Welt, Nachhaltigkeit und Globalisierung interessieren. Hier arbeiten das Programm Bildung trifft Entwicklung (BtE) und die Außenstelle Stuttgart erfolgreich zusammen. Die Außenstelle Leipzig hat gemeinsam mit dem sächsischen Staatsministerium für Kultus und dem Netzwerk Sachsen e. V. ein neues Informationsportal entwickelt. Damit können sich alle Interessierten seit Mai 2014 mithilfe von E-Learning und außerschulischen Bildungsangeboten zum Thema Globalisierung und nachhaltige Entwicklung weiterbilden.

BtE vermittelt Referentinnen und Referenten an Einrichtungen der Jugend- und Erwachsenenbildung, unterstützt beratend die Gestaltung von Projekten, Arbeitsgemeinschaften und Seminaren und bietet Fortbildungen für Lehrende und Erziehende an. Erreicht hat BtE 2014 etwa 75.000 Personen mit knapp 4.000 Veranstaltungen; die meisten fanden in Schulen statt. Zudem stellt BtE pädagogisches Arbeitsmaterial für die entwicklungspolitische Bildungsarbeit zur Verfügung. BtE unterstützt aktiv den Besucherdienst des BMZ.

Ausgezeichnetes

Die Auszeichnung als offizielle Maßnahme des Nationalen Aktionsplans der Weltdekade Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ehrt herausragende Bildungsmaßnahmen, die innovativ und modellhaft zur langfristigen Verankerung von BNE im deutschen Bildungswesen beitragen. Alle hier folgenden Programme von Engagement Global gehören zu diesen insgesamt 49 ausgezeichneten Bildungsmaßnahmen.

Das entwicklungspolitische Lern- und Qualifizierungsprogramm ASA und das Entwicklungspolitische Schulaustauschprogramm ENSA erhielten am 30. April 2014 auf der Verleihung diese wichtige Auszeichnung.

ENSA fördert den Austausch zwischen Schulgruppen aus Deutschland und Afrika, Asien, Lateinamerika oder Südosteuropa, die sich bereits in einer Partnerschaft engagieren. So können die Jugendlichen zwei bis drei Wochen lang mit Teilnehmenden anderer Länder zusammenarbeiten, globale Zusammenhänge erleben und begreifen. Zusätzlich bietet ENSA Vor- und Nachbereitungsseminare sowie Qualifizierungs- und Vernetzungsmöglichkeiten an. 25 Partnerschaften förderte ENSA 2014.

Um virtuellen Austausch geht es beim Chat der Welten. Hier können Schülerinnen und Schüler im Globalen Norden über eine moderne Informations- und Kommunikationsplattform mit Jugendlichen aus dem Globalen Süden chatten und sich über weltweite Themen der Entwicklungs- und Umweltpolitik informieren. In Kombination mit der schulischen Vermittlung von entsprechendem Fachwissen ermöglicht der direkte Dialog den jungen Menschen frühzeitig einen persönlichen Zugang zum globalen Miteinander. Gleichzeitig verbessern die Teilnehmenden auch ihre Medien- und Sprachkompetenz. Aktuell beteiligen sich rund 36 Schulen, Baden-Württemberg und das Saarland sind hier besonders aktiv.

Der Schulwettbewerb des Bundespräsidenten zur Entwicklungspolitik Alle für Eine Welt – Eine Welt für Alle feierte mit der sechsten Wettbewerbsrunde 2013/2014 sein zehnjähriges Bestehen. Die aktuelle Wettbewerbsrunde „Global und lokal denken und handeln – Die Welt beginnt vor deiner Tür!“ erzielte mit mehr als 8.600 Teilnehmenden große Resonanz. Weitere 30.500 Schülerinnen und Schüler beteiligten sich in der Kategorie Schulpreis. Insgesamt gingen 573 Wettbewerbsbeiträge in den unterschiedlichsten Darstellungsformen ein. In fünf Kategorien wurden am 3. Juli 2014 Preise im Gesamtwert von über 50.000 Euro vergeben.

„Eine Welt - unsere Verantwortung. Viele junge Menschen zeigen uns jeden Tag auf beeindruckende Art und Weise, dass sie in ihrem täglichen Handeln Verantwortung für die Zukunft des ganzen Planeten tragen. Ich danke allen Schülerinnen und Schülern und ihren Lehrern für ihr Engagement und lade Sie ein, bei unserer Zukunftscharta mitzumachen, die wir im November mit vielen jungen Menschen in Berlin verabschieden wollen.“

Bundesminister Dr. Gerd Müller anlässlich der Preisverleihung

Kleine Entscheidung – globale Relevanz

Alle Menschen nehmen mit alltäglichen Entscheidungen Einfluss auf die globale wirtschaftliche Entwicklung – meist jedoch unbewusst. Deshalb fördert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) entwicklungspolitische Informations- und Bildungsarbeit zivilgesellschaftlicher Initiativen.

Das Förderprogramm Entwicklungspolitische Bildung (FEB) unterstützt Projekte in Deutschland, die lebensnah und anschaulich entwicklungspolitisch aufklären und Möglichkeiten des Engagements aufzeigen. 2014 wurde beispielsweise das Schulprojekt „Teller statt Tonne“ gegen Lebensmittelverschwendung von Slow Food Deutschland gefördert. Untersucht wurde die Frage, wie sich Lebensmittelverschwendung auf die globale Ernährungssituation auswirkt. Dazu mussten im Vorfeld Unterrichtsmaterialien erstellt, Workshops für Lehrkräfte abgehalten und praktische Projekttage geplant werden. Das Sammeln von nicht marktfähigen Ernteresten und gemeinsame Essen brachten den Teilnehmenden neue Einsichten mit Blick auf Lebensmittel, Landwirtschaft und Natur. Abschließend präsentierten die teilnehmenden Schulklassen selbstständig ausgearbeitete Lösungsansätze gegen Lebensmittelverschwendung im eigenen Alltag.

Das Aktionsgruppenprogramm (AGP) fördert kleine entwicklungspolitische Informations- und Bildungsprojekte beispielsweise von Schulen, Kitas und Aktionsgruppen, die Wissen über globale Zusammenhänge vertiefen und weitergeben wollen. Mit Zuschüssen von bis zu 2.000 Euro unterstützt das AGP unkompliziert die oft aufwendige Vorbereitung dieser Aktionen. 2014 erhielt zum Beispiel das Berufskolleg Bonn-Duisdorf eine Förderung für die Initiative „Entwicklungspolitische Schulprojekttage“. In zwei Workshops informierten sich die Klassen der Jahrgangsstufe 11 über globale ökonomische und ökologische Prozesse und hinterfragten das eigene Konsumverhalten. Damit wurden die Klassen für Eine-Welt-Themen sensibilisiert und zum Umdenken angeregt. Auch im Multiplikatorenworkshop „Das Ende der UN-Dekade – (k)ein Ende für BNE?!“ des Vereins zur Förderung der Ev. Jugend auf dem Lande e. V. beschäftigten sich die Teilnehmenden intensiv mit dem Thema BNE und untersuchten, wie sie BNE in der eigenen Bildungsarbeit aufgreifen und fortführen können.

Auf einen Blick

Von der BMZ-Förderung in Höhe von 93,4 Millionen Euro entfielen 82,2 Millionen Euro auf die Förderprogramme, davon für die Förderung entwicklungspolitischer Bildungsarbeit der Zivilgesellschaft 12,6 Millionen Euro und für den Zivilen Friedensdienst (ZFD) 34,1 Millionen Euro.

Auf die Bildungsprogramme (ASA, ENSA, Globale Entwicklung, BtE) entfielen 5,7 Millionen Euro, auf die Kommunale EZ rund 5,5 Millionen Euro.

Was wurde 2014 wie gefördert?
Förderprogramme Höhe Fördergelder in Mio.
ZFD (43,1 Mio Euro) 34,1 Mio. Euro
weltwärts (27,2 Mio Euro) 27,2 Mio. Euro
Förderung entwicklungspolitische Bildungsarbeit der Zivilgesellschaft (AGP, FEB,PFQ) (12,6 Mio. Euro) 12,6 Mio. Euro
SES (7,8 Mio. Euro) 7,8 Mio. Euro
Bildungsprogramme (ASA, ENSA, Globale Entwicklung, BtE) (5,7 Mio. Euro) 5,7 Mio. Euro
Kommunale EZ (5,5 Mio. Euro) 5,5 Mio. Euro
TKZ (0,54 Mio. Euro) 0,54 Mio. Euro

In diesen Fördersummen sind nicht enthalten jene Programmmittel in Gesamthöhe von 65,4 Millionen Euro, die das BMZ unmittelbar an private Träger ausgezahlt hat. Diese Träger wurden von Engagement Global jedoch bei der Antragstellung, Durchführung und Abrechnung der Projekte beraten. Federführend ist hier das Team von bengo, das 2014 insgesamt 335 bewilligungsreife und vorgeprüfte Anträge mit einem Fördervolumen von insgesamt 72,39 Millionen Euro an das BMZ weiterleitete. Erstmals unterstützte bengo das BMZ bei der Umsetzung der Sonderinitiativen Eine Welt ohne Hunger, Fluchtursachen bekämpfen, Flüchtlinge re-integrieren und Nordafrika und Naher Osten. Dadurch konnten 32 Projekte mit einem Fördervolumen von 14,6 Millionen Euro bewilligt werden.